Wo Startups keimen und gedeihen

STARTUP CAMPUS begleitet Gründerinnen und Gründer bei ersten Gehversuchen in der Welt der Startups wie auch beim kühnen Plan, mit der eigenen Firma den internationalen Markt zu erobern. Das richtige Rüstzeug, so Head of STARTUP CAMPUS Matthias Filser, halte man hier für alle bereit.

Eine Drehscheibe, eine Plattform oder ein Ökosystem im Ökosystem. Matthias Filser hat viele Begriffe zur Hand, wenn es darum geht, STARTUP CAMPUS zu beschreiben, denen er seit 2019 vorsteht. Ob ein Unternehmen erst am Anfang stehe, ob es Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringen wolle oder gar den Weltmarkt erobern: «Wir geben Startups das nötige Rüstzeug mit», sagt der promovierte Ökonom. Zum breiten Spektrum an Angeboten gehören unter anderem ein Startup-Wettbewerb, ein Programm zur Förderung von Unternehmerinnen, Startup- und Scale-up-Trainings, ein Startup Incubator sowie Netzwerkanlässe. «Bei uns laufen die Fäden in Sachen Unternehmertum zusammen». Gründerinnen und Gründer würden hier von der ersten Geschäftsidee bis hin zum wachsenden Geschäftsmodell begleitet.

«Bei uns laufen die Fäden in Sachen Unternehmertum zusammen.» Matthias Filser, Head of STARTUP CAMPUS

Dazu setzt STARTUP CAMPUS auf verschiedene Partnerschaften: Von grosser Bedeutung ist insbesondere die Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse und mit dem Impact Hub Zürich. So setzen STARTUP CAMPUS und der Impact Hub Zürich unter anderem für Innosuisse ein Angebot von Trainings, Kursen und Events um, das von einem Konsortium aus Hochschulen sowie Techno- und Innovationsparks getragen und von Filser geleitet wird. Die Kooperationen schlagen sich aber auch in den einzelnen Programmen nieder: So stellt etwa der Technopark Winterthur für den Runway Startup Incubator die Räumlichkeiten bereit. Im Impact Hub Zürich finden monatlich Veranstaltungen der Female Founders Initiative statt, hat dieser die Initiative doch zusammen mit STARTUP CAMPUS ins Leben gerufen.

STARTUP CAMPUS fördert Startups seit über einem Jahrzehnt

Startups und Unternehmertum sind längst zu einem allgegenwärtigen Modethema geworden. «Gerade in den letzten Jahren sind Schulungen und andere Angebote wie Pilze aus dem Boden geschossen», stellt Filser fest, der sich schon fast zwanzig Jahre in dieser Szene bewegt. STARTUP CAMPUS gehöre jedoch keineswegs zu den Trittbrettfahrern, sondern fördere Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer schon seit über einem Jahrzehnt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Hochschulen vermittle STARTUP CAMPUS nicht nur die theoretischen Grundlagen der Firmengründung oder begleite angehende und etablierte Jungunternehmende mit Coachings und Workshops – sondern schlage auch die Brücke zur Privatwirtschaft und bringe Gründerinnen und Gründer mit Branchenfachleuten, Kapitalgebern und erfolgreichen Unternehmerinnen in Kontakt.

Viele Startups zu Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit

Stets in Bewegung ist auch, aus welchen Branchen gerade die meisten Startups hervorgehen. So seien während der Pandemie besonders im Health-Tech-Bereich viele neue Firmen entstanden, sagt Filser. In den letzten Jahren seien Blockchain-Technologien zum grossen Thema geworden; heuer häuften sich Geschäftsideen zu Programmen à la ChatGPT oder DALL-E, die auf Künstlicher Intelligenz basierten. Schon länger steigt zudem die Zahl der Startups, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel auseinandersetzen. STARTUP CAMPUS unterstützt etwa mit dem Sustainability Booster ganz gezielt Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer bei der Entwicklung und dem Aufbau einer nachhaltigen Geschäftsidee.

«Entscheidend ist aber, das eigene Warum zu kennen: Man muss wissen, was einen antreibt.» Vanessa Mohrig, STARTUP CAMPUS

Ein Unternehmen zu gründen, setzt voraus, wie eine Unternehmerin, wie ein Unternehmer zu denken. Diese Haltung habe viele Facetten, sagt Vanessa Mohrig, die bei STARTUP CAMPUS für Marketing und Community Building verantwortlich ist. Unternehmerisches Denken bedeute den Mut, die eigene Idee gross zu denken, auch wenn man damit vielleicht erst einmal alleine stehe; die Ausdauer, dieses ganz persönliche Bild nicht aus den Augen zu verlieren, wenn der Weg unerwartete Kurven nehme, denn das werde er bestimmt. Gleichzeitig heisse es eben auch, die eigenen Vorstellungen anpassen oder aufgeben zu können, wo es nötig ist. Ein solcher Mindset müsse einem nicht unbedingt in die Wiege gelegt sein, das allermeiste lasse sich lernen, ist die Marketingexpertin überzeugt. «Entscheidend ist aber, das eigene Warum zu kennen: Man muss wissen, was einen antreibt.»

Das richtige Mindset lernen die Startups zum Beispiel in dem 12-wöchigen Innosuisse Business Concept Course. Am Ende werden die erarbeiteten Geschäftsmodelle beziehungsweise konkreten Businesspläne vor Fachleuten und Investoren präsentiert. Die vielversprechendsten erhalten unter anderem für sechs Monate einen Platz im Runway Startup Incubator inklusive Beratung sowie Förderung und werden mit einer Impact-Hub-Membership sowie Preisgeldern prämiert.

 

Mit klimapositiven Baumaterialien zur Firmengründung: Charles Gerike-Roberts und Moritz Keller (v.l.), die mit ihrem Konzept die diesjährige Pitch Competition gewonnen haben.

«Die eigene Geschäftsidee kurz und prägnant auf den Punkt bringen», das nennt Moritz Keller ganz klar eine der wichtigen Lehren, die er aus dem Business Concept Course mitgenommen habe. Gemeinsam mit Charles Gerike-Roberts hat er kürzlich die Firma KohlenKraft gegründet. Die beiden ZHAW-Masterstudenten entwickeln klimapositive Baumaterialien, Stoffe also, die mehr CO2 aus der Luft binden als für ihre Herstellung aufgewendet werden muss. Im Mai haben sie mit ihrem Konzept die Pitch Competition des Business Concept Course gewonnen und damit unter anderem einen mehrmonatigen Aufenthalt im Runway Startup Incubator.

Ein Gebäudeverputz aus Pflanzenkohle

Als Erstes wollen Keller und Gerike-Roberts nun einen Verputz auf den Markt bringen, der statt Sand Pflanzenkohle verwendet. Keller hat sich schon während seines Studiums an der ZHAW mit diesem Material beschäftigt. «Pflanzenkohle wird in erster Linie produziert, um möglichst viel Kohlendioxid zu speichern», erklärt der 34-Jährige. Wo man diese schliesslich einsetzen könnte, sei bisher zweitrangig gewesen. Gerade als Verputz aber könnten grosse Mengen davon nutzbar gemacht werden, und mit ihren Eigenschaften als wasserfestes, beständiges Material, das Gifte aus der Luft absorbieren kann, sei Pflanzenkohle dafür geradezu ideal.

«Auch das haben wir gelernt: Flexibilität ist unabdingbar.» Charles Gerike-Roberts, Co-Gründer KohlenKraft

«Ursprünglich wollten wir eigentlich mit Isolationsmaterial beginnen», ergänzt Gerike-Roberts. Doch die Gespräche mit Architekten und anderen Fachleuten im Rahmen der Startup-Trainings hätten rasch gezeigt, dass sich Verputz für den Markteintritt besser eignet: Die Herstellung ist unkomplizierter und es sind weniger Zertifizierungen nötig. Auch das, sagt Gerike-Roberts, hätten sie beide gelernt: «Flexibilität ist unabdingbar.»

Tests am Gartenhaus des Vermieters

Gerade haben die beiden Jungunternehmer den Verputz nun an verschiedenen Fassaden angebracht, am Gartenhaus des Vermieters von Keller etwa sowie an einer Berghütte im Tessin, und sie untersuchen nun, wie sich das Material unter den unterschiedlichen Bedingungen verhält. «Wenn alles nach Plan läuft», sagt Gerike-Roberts, «möchten wir irgendwann gerne eine ganze Reihe von Baumaterialien entwickeln und diese auch selbst produzieren.»

Bei allen Initiativen, Programmen und Trainings wie dem Business Concept Course, legt das Team von STARTUP CAMPUS grossen Wert auf Diversität.

Nur einem von fünf Startups steht in der Schweiz heute eine Frau vor. «Die Zahl wächst zwar», sagt Vanessa Mohrig. «Aber längst nicht so schnell, wie wir uns das wünschen würden.» Hürden gibt es viele: So hätten Frauen häufiger mit dem sogenannten Imposter-Syndrom zu kämpfen, würden also trotz beachtlichem Leistungsausweis und beruflichem Erfolg eher an ihren Fähigkeiten zweifeln als Männer.

«Die Gespräche mit Unternehmerinnen drehen sich mehr um die Chancen des Scheiterns als um das Potenzial einer Idee.» Vanessa Mohrig, STARTUP CAMPUS

Gleichzeitig begegnen Investoren – und auch Investorinnen – Firmengründerinnen oftmals voreingenommener und stellen ihre Projekte mehr infrage; weiblich geführte Startups erhalten deutlich weniger Risikokapital. «Die Gespräche mit Unternehmerinnen drehen sich mehr um die Chancen des Scheiterns als um das Potenzial einer Idee», kritisiert Mohrig. Nicht zuletzt zeige sich im privaten Umfeld vieler Frauen zwar zweifelsfrei, dass diese Kontakte zu knüpfen und zu pflegen wüssten – am Zugang zu beruflichen, nach wie vor männerdominierten Netzwerken hapert es aber weiterhin.

Informieren, vernetzen, austauschen und weiterentwickeln

Genau darum haben STARTUP CAMPUS und Impact Hub Zürich das Projekt Female Founders Initiative ins Leben gerufen: Die Initiative will Unternehmerinnen fördern und ihnen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Sie bündelt ganz unterschiedliche Wege, wie sich Gründerinnen informieren und vernetzen, austauschen und weiterentwickeln können.

Dazu zählen Social-Media-Communities auf LinkedIn oder Instagram, Workshops, Vorträge und Wissenseinheiten bis hin zu sozialen Anlässen und einem Summit. Zu den Angeboten gehört etwa ein monatlicher Co-Working-Morgen für Gründerinnen im Impact Hub, an dem man nicht nur gemeinsam arbeiten, sondern aus dem man sich auch ein sogenanntes Learning Nugget mitnehmen kann, eine kompakte Wissenseinheit zu einem Startup-Thema also. Im Podcast der Initiative wiederum erzählen erfolgreiche Unternehmerinnen ihre Gründungsgeschichte.

Female Founders Map

Nicht zuletzt sorgt auch die Female Founders Map für mehr Sichtbarkeit: eine interaktive Karte, auf der heute schon über 500 Gründerinnen und Startups nach Branchen geordnet aufgeführt sind, wie Mohrig sagt. «Und jeden Monat kommen gut zwanzig neue Gründerinnen dazu.»

Ümit Yoker

 

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